Ich habe viel Bahnfahrt-Erfahrung und fühle mich ohne meine BahnCard 50 nur als halber Mensch. Aber selbst ich als großer Bahn-Fan muss zugeben, dass es in letzter Zeit leider immer öfter schlechter läuft, sprich die Bahnfahrten nochmal länger werden als geplant. Daher teile ich meine derzeitigen Erkenntnisse, die mir helfen, Bahnfahrten trotz unerwarteter Ereignisse und Umwege gut hinzubekommen.
- Sitzplatz-Reservierung (in Fernzügen)
Ja, Sitzplatz-Reservierungen sind sch…teuer. Trotzdem fahre ich fast nie mehr ohne, weil ich es angenehm finde, gerade mit Gepäck nicht durch den halben Zug laufen und einen Platz ohne Sitzplatz-Anzeige finden zu müssen. Das erspart mir also Stress am Reisetag und ist angesichts des Ticketpreises auch kein Deal-Breaker mehr: Denn wenn ich zum Beispiel ein Ticket von Nürnberg nach Berlin buche, das trotz Bahncard 50 immer noch schnell 60 € kostet, und mir denke, dass ich dann womöglich keinen Sitzplatz bekomme und 60 € dafür gezahlt habe, dass ich im Gang stehe …? Da gehe ich lieber auf Nummer sicher und sitze zumindest gemütlich.
Bei der Sitzplatz-Reservierung achte ich darauf, mir vorher zu überlegen, ob ich lieber ruhig lesen (→ Ruheabteil) oder ein ausgiebiges Telefonat führen (→ Handyabteil) will.
Hier noch ein Spezial-Tipp für ruheliebende Menschen: In manchen ICEs gibt es ein abgetrenntes Großraum-Ruheabteil ganz am Anfang oder Ende des Zugs bzw. eines Zugteils. Die Plätze dort können regulär gebucht werden. Aber es enthält meist nur acht Sitzplätze und gerade die Plätze in der dortigen ersten Reihe haben mehr Beinfreiheit und Platz fürs Gepäck. Während es im normalen Ruhebereich häufig Glückssache ist, wie ruhig es tatsächlich ist, habe ich diese Mini-Abteile recht zuverlässig als angenehm ruhig erlebt. Gerade für längere Fahrten ohne Pläne zur verbalen Kommunikation sind diese Abteile ein kleines Träumchen. - Kulinarischer Proviant
Der Klassiker darf natürlich nicht fehlen: Genug Essen und Trinken einpacken. Lieber auch für zwei Stunden mehr Fahrt als geplant – womöglich verkürzt sich eine Umstiegszeit, womöglich schneit es oder was auch immer. Bei mir hat es sich bewährt, in Sachen Proviant-Planung vom Schlimmsten auszugehen. (Und zumindest ich esse auf Zugfahrten auch mehr, als wenn ich zuhause Zeit verbringe …) - Geistiger Proviant
Buch, E-Book, Film, Musik … was auch immer du magst, nimm es mit. Und, siehe Proviant, nimm lieber zwei Stunden mehr Lektüre mit, als du planst zu fahren ;-).
Bei Filmen ist besser, sie vorher herunterzuladen, um zum einen das WLAN nicht für alle anderen zu blockieren und zum anderen auch nicht abhängig von der WLAN-Geschwindigkeit zu sein. - Technisches Equipment
Nie mit halb-leerem Handy-Akku losfahren! Ja, im Zug lässt er sich laden. Wenn du aber ungeplant eine Stunde auf dem Bahnsteig verbringst und abwechselnd die Bahn-Mitarbeitys und deine Bahn-App konsultierst, benötigst du bereits vorher viel Akku. Für Menschen mit schwachen Handy-Akkus empfehle ich eine Powerbank.
Bei mir haben sich auch Noise-Cancelling-Kopfhörer bewährt. Ich kann die zwar nicht mehrere Stunden am Stück tragen, ohne Kopfschmerzen oder Verspannungen zu bekommen, aber selbst eine halbe Stunde Ruhe vor den Geräuschen der Mitreisenden und das Abtauchen in eine andere Welt tun mir mitunter wahnsinnig gut. - Persönlicher Tipp: Kuschelsocken
Mein Lieblingstipp sind Kuschelsocken. Selbstverständlich wie alles andere, was ich hier aufgelistet habe, irgendwo in den Außenfächern des Gepäcks verstaut, so dass es während der Fahrt gut erreichbar ist, ohne das ganze Gepäck öffnen zu müssen. Die Kuschelsocken haben für mich den Vorteil, dass sich dann alles netter und gemütlicher anfühlt und ich mich zudem auch mal anders hinsetzen kann. (Das gilt vermutlich leider nur für Menschen, die ähnlich klein sind wie ich.) Diese zusätzliche Bewegungsfreiheit schätze ich sehr, da ich gern meine Sitzposition wechsle, und dann nicht immer panisch aufpassen muss, dass ich nicht mit den Schuhen aufs Polster komme.
Und sonst?
Ich persönlich warte ja nur darauf, dass die ersten findigen Psychologys Kurse wie „Entspannt trotz dreistündiger Verspätung“ oder „Bahnfahren ohne Trauma“ anbieten. 😉 Aber im Ernst: Mir hilft es mitunter, wenn ich mich nicht darauf konzentriere, zum gewünschten Zeitpunkt anzukommen, sondern anzukommen und dabei nicht total gestresst zu sein – denn sonst wirkt die Bahnfahrt nach und versaut mir auch noch den Rest des Tages und das ist blöd. Leichter gesagt als getan, aber viel üben hilft ja bekanntlich viel.
In diesem Sinne: Auf ins nächste Bahn-Abenteuer!