Vom Suchen und Finden unseres WG-Alltags

Es ist gar nicht so einfach, einen WG-Alltag zu finden – mal ist einer unterwegs, dann ist die andere Person woanders und plötzlich sind im Handumdrehen wieder drei Wochen vergangen. Das Schöne ist, dass die WG bis auf ein paar letzte i-Tüpfelchen mittlerweile fertig eingerichtet ist – sie funktioniert also auch gut mit nur einer Person.

Wenn Mitbewohny und ich beide in der WG leben, haben wir festgestellt, dass es ein paar Punkte gibt, bei denen es sich lohnt, dass wir uns täglich dazu abstimmen:

  • Wer bekommt welchen morgendlichen Bad-Slot? Je nachdem, wer duschen muss oder nicht oder ins Büro muss oder nicht, verschiebt sich das jeden Tag zeitlich ein bisschen.
  • Was gibt’s zum Abendessen und was dafür muss eingekauft werden? Hier hat es sich bei uns bewährt, das am Abend vorher zu klären, damit wir Essen auf dem Tisch haben, bevor eine Person oder auch mehrere Personen hangry werden. Es kommt aber auch vor, dass wir nichts geklärt haben und uns dann recht hungrig nach dem Sport indisches Essen bestellen – glücklicherweise sind wir uns einig, dass Essen wichtig ist und nicht stundenlang hinausgeschoben werden sollte.

Zu einigen Punkten gibt es keine regelmäßige Abstimmung, sondern höchstens gelegentliche Updates, zum Beispiel:

  • Putzen: Hier hat jedes Bewohny seine Zuständigkeitsbereiche und kümmert sich in Eigenregie darum.
  • Küchenarbeiten wie Spülmaschine befüllen und ausräumen, Abwasch, Müll ausleeren: Das läuft bisher ganz gut, es halbwegs abwechselnd hinzubekommen. Am einen Tag ist ein Bewohny motivierter, am nächsten Tag das andere, gelegentlich werkeln wir zu zweit in der Küche.

Und dann gibt es noch Eigenheiten von jeder Person, bei denen wir festgestellt haben, dass es sinnvoll ist, sie einmal am Anfang durchzusprechen – sonst macht sie jedes Bewohny regelmäßig nach seinem Gusto und das jeweils andere Bewohny ärgert sich immer wieder darüber. Als Beispiele hierfür wären zu nennen:

  • Bleibt die Badtür nach dem Duschen geöffnet oder geschlossen? Wir haben jetzt vorerst gesagt „Tür zu, Fenster auf“ – wollen aber im Auge behalten, ob dann im Winterhalbjahr die Handtücher auf diese Weise trocken genug werden.
  • Welche Lebensmittel kann man sich jederzeit vom Mitbewohny nehmen und welche sind so überlebenswichtig, dass man das nur dann machen sollte, wenn noch genug Vorrat da ist? Bei mir ist es veganes Eis, bei Mitbewohny sind es Salzstangen und die Milch für den Kaffee.

Damals und heute

Wahrscheinlich merkt man uns beiden unser Alter (Mitte 30) ein bisschen an. In meiner WG im Studium war außer dem bereits genannten Putzplan, dessen Einhaltung ich sehr aktiv kontrolliert habe, wenig geregelt. Die morgendliche Bad-Reihenfolge wurde morgens recht simpel durch die Frage „Welche Vorlesung beginnt zuerst?“ geklärt – flexible Arbeitszeiten und die Wahl zwischen Präsenz und Online-Teilnahme gab es damals noch nicht. Gemeinsames Essen wurde in den allermeisten Fällen spontan geklärt, allerdings hatten wir da meist auch keinen vollen Arbeitstag hinter uns und noch mehr Kapazitäten, uns etwas zu überlegen.

Was wir damals tatsächlich recht gut geplant haben, waren WG-Feiern. Diese gab es zahlreich und ich habe sie immer sehr genossen. Umso schöner, dass wir auch in der heutigen WG immer wieder Events und Treffen veranstalten (wollen). Da wir erst seit Kurzem hier wohnen, gab es seit der Einweihungsfeier eher kleinere Events, aber allein die Möglichkeit, eine gastfreundliche Wohnung in zentraler Lage zur Verfügung zu haben, begeistert mich enorm.

Aber neben den Events geht es ja auch um den Alltag. Darum, jemanden zum Aufheitern oder Mit-Jammern zu haben, zum Pläneschmieden, zum Filmmitgucken, zum Abendessenkochen, zum Philosophieren und natürlich für lange Sommerabendgespräche auf dem Balkon – denn was wäre ein WG-Alltag ohne Lichterkette?


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